MT 2008
MT 2008

 

Reichtum ohne Arbeit.
Genuss ohne Gewissen.
Wissen ohne Charakter.
Geschäft ohne Moral.
Wissenschaft ohne Menschlichkeit.
Religion ohne Opfer.
Politik ohne Prinzipien.

Mahatma Gandhi 

 

 

 

WISSEN

 

 

 

 

 

"In einem großzügig angelegten, lichtdurchfluteten Raum, ja fast einer Halle mit scheinbar unbegrenzter Raumhöhe, war ein Schalter.
Hinter dem Schalter standen mehrere Angestellte, in einer Art von pastellfarbener Uniform. Es gelang mir nicht mich zu erinnern, welche Farbe es genau war. Ob rosa oder blau, ob uni oder gemustert, gestreift. Letztlich arrangierte ich mich, diese Lücke in meinem Gedächtnis mit hellen Grautönen aufzufüllen.
Jedenfalls trugen die Damen Kostüme, mit Halbarm, um den Hals keck ein Halstuch geschlungen.

Im ersten Moment erinnerte mich das alles an einen Flughafen, wo die Passagiere sich zum Einchecken anstellen und ihre Koffer aufgeben.
Vor mir waren einige Leute, die teils noch in verhaltene Gespräche verwickelt waren, teils bereits abgefertigt wurden und den Schalterbereich und damit mein Gesichtsfeld verließen.
Es ging ruhig, diszipliniert und zügig voran.
Geduldig wartete auch ich, bis ich an die Reihe kam.
Das Überraschende war, dass ich mich offensichtlich nicht angestellt hatte, um aus eigenem Willen etwas zu erwirken, sondern vielmehr von der Schalterdame ohne notwendige Aufforderung etwas erhielt.
Sie reichte mir also über das Schalterpult hinweg, welches uns fast in Brusthöhe voneinander trennte, ein schmales Paket.

„Was ist das?“, fragte ich, während ich es neugierig und trotzdem mit Vorbehalt entgegennahm.
„Sanskrit.“, antwortete sie, als ob das das Selbstverständlichste der Welt wäre..

Hinter mir drängte man bereits, und so trat ich mit meinem Paket aus der Reihe, nicht wissend, was ich jetzt damit zu tun hatte.


 

Sanskrit.

 


Es hätte alles sein können. Warum musste es ausgerechnet etwas Indisches sein, etwas, das mit all den Ausdrücken zu tun hatte, mit denen ich so absolut nicht umgehen konnte.
Das war wieder typisch."


Nach meinem Erwachen aus jenem Traum, ließ mich die Bedeutung des Wortes Sanskrit nicht mehr los.  

 

„Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist, aufzuwachen. Diese Zeit ist jetzt.“
Siddharta Gautama Buddha

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Sanskrit hat mich zu den Vedischen Schriften geführt.
Die Wurzel des Sanksritwortes veda kann unterschiedlich ausgelegt werden. Letztlich ist ihre Bedeutung nur eine: Wissen.

Jede Art des Wissens, dem man sich aufschließt, ist veda, denn die Lehren der Vedas bilden das ursprüngliche Wissen.


 

"Diese schöne Offenbarung, diese Lebensweisheit,

diese zu Religion erblühte Philosophie ist es,

 die wir suchen und brauchen.

Hermann Hesse

 

Sanskrit ist als Sprache ein Instrument und Schlüssel zu einem allumfassenden Wissen über Wahrheit im Sinne östlicher Tradition (Veden, etc.). Ich hatte nicht geahnt, wie sehr die östlichen Weisheiten in denen unseres Westens verwoben und im Einklang sind, auch wenn sich Namen unterscheiden.

Doch was sind Namen und Bezeichnungen im Vergleich zu dem, was uns an Inhalten und Wissen vermittelt werden könnte?

 

Was verstehen wir Menschen im Allgemeinen unter Wissen und welches Wissen brauchen wir tatsächlich um unseren Alltag bestehen zu können? Ist Wissen eine Ansammlung von Informationen oder sind es überlieferte Erfahrungswerte oder aber traditionelles Erbe unserer Kulturen? Ist das Wissen von einst veraltet, längst überholt, und zählt nur mehr das Wissen von heute? Haben die Menschen früher weniger gewusst, als wir heute wissen?

Was wissen wir denn heute mehr? Wir wissen wohl hightech-wissenschaftlich, empirisch bestätigt, marktwirtschaftlich orientiert. Unser Wissen richtet sich nach dem, wo es uns weiterbringen soll. Gesellschaftlich, medizinisch, sozial, politisch usw. Zu forschen und damit fundiert zu wissen ist eine enorme Geldfrage und abhängig von den Möglichkeiten und Machbarkeiten politischer Grundlagen und einer entsprechend notwendigen Finanzpolitik.

 

Arme Menschen wissen offensichtlich bildungsmäßig weniger als Menschen, die in vermögenden Verhältnissen leben. Der Zugang zum Wissen bleibt vielen verschlossen, weil ihnen die Möglichkeiten fehlen, geographisch an dieses Wissen zu gelangen, oder sie gehören einer Gruppe an, der Wissen bewusst verwehrt wird oder sie haben ganz einfach kein Geld, sich dieses Wissen zu erkaufen.

 

Demnach müssten bettelarme Menschen dumm wie Tiere sein. Sind sie das wirklich? Was ist ihr Wissen, zu dem die Reichen keinen Zugang haben?

 

Kreist das Wissen in Armut rein um die existentielle Frage, um die Frage des Überlebens? Um die Frage, was ist die Kunst zu überleben? Sind die Armen dieser Welt der Härte und Einfachheit eines Lebens ausgesetzt, ohne dem Luxus unserer Konsumgesellschaft, die ihre Defizite mit Firlefanz aller Art zudeckt, der das Leben im Grunde nicht ausmacht und damit nur vom Lebenskern und Lebenssinn ablenkt?

 

Fragen, die sich der moderne, schon durch das Schulrecht wissend gemachte Mensch nicht zu stellen braucht, Tag für Tag dem Stress der Spiegelungen und Illusionen durch eine nie enden wollende Produktüberschwemmung ausgesetzt, durch immer neue und noch stärkere Sinnesreize und subtile Gehirnwäschen, beispielsweise durch gezielte Werbung/Marketing, bis zur Aggressionsschwelle stimuliert.

 

Verfügt der finanziell unabhängige Mensch über das Wissen, was Leben an den Wurzeln tatsächlich bedeutet? Was das Leben im Ursprung tatsächlich ausmacht und wie viel Unnötiges dieses Wissen blockiert und zunichte macht? Rennt der Mensch, zu wissen glaubend, nur den Schatten seines Lebens nach, sich an Äußerlichkeiten verkaufend und damit das innere Wissen zum Erlahmen bringend?

 

Sind Menschen im Wissen glücklicher als Unwissende?

 

Ist der Glaube zu Wissen nicht der allergrößte Irrtum und nur das Wissen gänzlich unwissend zu sein die in Demut getragene Realität?

 

Wissen bedeutet weit mehr als Information. Wissen bedeutet auch das Hineinhorchen, das Spüren – was ist richtig und was ist falsch.

 

Niemand kann alles wissen. Wissen ist kostbar. Wissen ist Macht. Unser Wissen ist das, was das System uns gestattet und uns von ihm gegeben wird. Unser Wissen ist begrenzt auf das System, dem wir uns unterordnen müssen. in welches wir uns sozial einfügen müssen. Aber unser Wissen ist auch die Freiheit, über diese vorgesetzten Grenzen hinaus zu hinterfragen und damit den Zugang zu neuen Informationen zu erhalten.

 

Wissen ist in uns allen verankert, aber großteils verschüttet. Wir sind zu sehr abgelenkt, um auf die innere Stimme, auf unsere Intuition zu hören, die uns essentielles Wissen signalisieren kann. Wir sollten uns vielmehr auf eine wichtige Frage konzentrieren:

 

Warum suchen wir Wissen im Außen, wenn wir nicht einmal begreifen, wer/was wir selbst sind?

 

Solange wir diese Frage nicht annähernd beantworten können, wie sollen wir dann wissen und verstehen, wer oder was unser Gegenüber ist und wie wir ihm richtig begegnen?

 

Darum bräuchte es viel mehr Toleranz - im Wissen - dass wir alle ziemlich verloren in uns selbst sind.

 



 

Wer in Wahrheit Wissen sucht findet es sogar dort, wo er es am allerwenigsten vermutet hätte. Und plötzlich wird einem klar, dass es auf dieser Welt, egal auf welchem Kontinent wir geboren wurden, egal welcher Hautfarbe oder Konzession wir angehören, nur eine Wahrheit und ein Wissen gibt: gesät für jede Kultur, um mit ihr zu wachsen und von ihr verstanden, angenommen und gelebt werden zu können.

 

Was machen wir aus diesem Wissen?

 

Wir interpretieren die Bibel, die Veden, die Tora, den Koran nach eigenem Gutdünken, um das zu rechtfertigen, was wir für Recht halten und glauben durchsetzen zu müssen, was allem Wissen zuwider läuft:

 

"Die Wahrheit ist nicht das ausschließliche Eigentum
einer einzelnen heiligen Schrift.
Die Forderung der Zeit ist nicht eine einzige Religion,
sondern die gegenseitige Achtung und Duldsamkeit der Anhänger aller Religionen."

Mahatma Gandhi   
 

 

So geschieht im Wissen einzelner und im Unwissen vieler,
mit jener Manipulation des menschlichen Geistes,
das größte Verbrechen und Unrecht,
dass wir Menschen an anderen Menschen überhaupt begehen können:
 
Man nährt bewußt diese Lüge des Wissens,
um die Massen unwissend und lenkbar zu machen
und damit den Zugang zu uns selbst zu verschließen.
 
Obwohl wir in einer Informationsgesellschaft leben,
 die einen unglaublich schnellen Informationstransfer erlaubt,
uns Massen von Daten überschwemmen,
sollten wir uns trotzdem die entscheidenden Fragen stellen:
 
Von wem kommen die Informationen? 
Bei wem kommen die Informationen an?
Was bezwecken diese Informationen?

 

  Das ist kein Wissen, das uns gegeben wird:

 

Es sind ausgewählte Informationen,
die uns nur vorgaukeln alles zu wissen,
um uns erst gar nicht in die Situation kommen zu lassen,
über einen tieferen Sinn nachzudenken.
 
 
So wie man nur mit dem Herzen sehen kann,
kann man nur mit dem Herzen wissen. 
Nur in seinem Herzen kann man im Wissen seinen Frieden finden
und diesen Frieden in die Welt tragen.
 

 

 MT

 

 

 

 

 

"Ich habe mich wohl schon tausendmal über diese Fähigkeit des Menschen gewundert, das höchste Ideal neben der niedrigsten Gemeinheit in seiner Seele hegen zu können, und beides mit vollkommener Aufrichtigkeit."

Fjodor M. Dostojewski 
 

 

"Man muss schon etwas wissen, um verbergen zu können, dass man nichts weiß."

"Wer nichts weiß, muss alles glauben."

Marie von Ebner-Eschenbach

 

    

"Zum Denken sind wenige Menschen geneigt,
obwohl alle zum Rechthaben."

Arthur Schopenhauer

 

 

 

"Liebe ist stets der Anfang des Wissens, so wie Feuer der Anfang des Lichtes ist."

Thomas Carlyle

 

 

 

"Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können."
Albert Einstein 

 

 

"Je mehr man weiß, je mehr hat man zu lernen.
Mit Wissen nimmt Nichtwissen in gleichem Grade zu,
oder vielmehr Wissen des Nichtwissens."

Friedrich von Schlegel

 

 

 

"Die im Leben glücklich gestellten sollten wissen oder bedenken,

 dass die Not die Fühlfäden des inneren Menschen nicht abstumpft,

 sondern verfeinert."

Friedrich Hebbel

 

 

 

 

© Copyright 2007 Michaela Thanheuser