Gustave Dorè - Dante und Vergil
Gustave Dorè - Dante und Vergil

 

 

 

Nur ein Schlag

 

 

 

 

Nur ein Schlag in mein Gesicht,

dieser eine,

verändert alles.

In diesem Moment.

Ein Schreckensmoment.

Ein Moment der Erleuchtung.

Der meinen Wert widerspiegelt.

Und den Wert meines Gegenübers.

Denke ich.

So ein Schlag ist ein wahrhaft tiefer Fall.

Mehr als nur Verletzung und Wunde.

Als hätte man dich über eine Klippe gestoßen,

ganz plötzlich,

Du bist entsetzt und überrascht,

nein, das ist keine Überraschung,

haucht dir deine innere Stimme leise zu.

Das Entsetzen in dir schlägt Alarm, und der Moment der Überraschung, der gewichen ist, überlässt der dunklen Gewissheit und der rasenden Wut ihren Platz.

So ein Schlag,

so ein verdammter.

Verdammter.

Nur dieser eine

verändert alles.

Schon vor diesem Moment, raunt die Ahnung.

In diesem Moment, bebt das Entsetzen.

Nach diesem Moment, seufzt die Vernunft.

Die Gewissheit rät dir zum Verzeihen,

nicht nur dem Verdammten, sondern vielmehr dir selbst, der Verdammten.

Verzeih dir deine eigene Überheblichkeit und Dummheit, dass es eines solchen Schlages bedarf.

Nur ein Schlag,

denn es dürfen keine weiteren folgen, sagt der Stolz. Und er ringt mit der Barmherzigkeit, mit der Welt und mit dir.

Nachdem ich so tief gefallen bin, stürze ich in einen noch viel tieferen Abgrund.

 

Es ist nur ein Schlag in sein Gesicht.

Einer auf sein widerlich erhobenes, schwächliches Haupt.

Um seine Augen durch Wehrhaftigkeit zu beugen, zu brechen.

Mein Stolz schreit gellend,

meine Wut schäumt und droht, man rühre mich nie mehr so an,

mein Gewissen aber jubelt gar nicht, zieht sich verletzt zurück.

In diesem Moment fühle ich mich verlassen, zurückgelassen.

Tiefer, tiefer Fall, jammert die Scham noch Tage danach.

Geschehen ist geschehen, tut es die Vernunft ab

Die Liebe ist gänzlich verstummt, vergessen, ausgeschlossen,sie kämpft um Raum und Gehör und bringt doch nicht mehr als Wehmut hervor.

Alles verändert.

Unverändert die Erwartung, die nicht enttäuscht wurde.

 

 

MT

 

© Copyright 2013 Michaela Thanheuser