TU Chemnitz - Lingua et Opinio
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Was meint Sprache

 

 

 

Warum hat sich die Sprache eigentlich in der Form entwickelt, wie sie heute ist?

Warum benutzen wir nicht ganz andere Worte?

Was will uns ein einzelnes Wort von seinem Ursprung und Stamm, seinem eigentlichen Sinn erzählen?

 

Wir sagen, „Ich bin ja so allein.“

Allein.

All-ein.

Das, was der Mensh aber in dem Moment meint ist doch etwas wie:

„Ich bin ja so ich-ein.“ Also nur mit sich.

 

Warum steckt in dem Wort etwas wie „all“, ähnlich „alles“, vielleicht auch ähnlich „viel“, „vieles“ oder „gesamt“.

Wir sagen aber nicht, man sei so vieles-ein, gesamt-ein.

Wir meinen doch ganz unbedacht das Gegenteil.

Mit „all“ „ein“ sind wir also?

Mit allem einig, eins.

Dann ist das doch ein Widerspruch in sich, und wir benutzen Wörter, die gar nicht auf den Punkt ausdrücken, was wir meinen.

Ist das so?

 

Kann in einem Wort etwas wie Polarität liegen, ohne das uns das bewusst ist?

Liegt in einem Wort nicht auch manchmal ein verborgener Trost, der uns mit dem, was wir denken, versöhnt?

Wir denken nur wir seien so „allein“, dabei geht das ja gar nicht, weil wir offensichtlich auch in diesem Zustand Teil von allem sind, eins und einig mit allem.

Wieso heißt es nicht Liebigkeit oder Liebtum?

Wieso beschränkt sich dieses Wort "Liebe" so stark auf seine Wurzeln, seinen Wortstamm, ohne weitere Anhängsel oder Ausschmückungen?

Es könnte doch auch so ähnlich heißen wie (natürlich die Sprachregeln während dieses Gedankenspieles außer Acht lassend) beispielsweise

Fried-tum

Glaub-tum

Spiritual-tum

 

Warum ist die Sprache so, wie sie ist und nicht anders?

Deutsche oder Österreicher wissen, was mit den Wechseljahren gemeint ist. Wechsel-Jahre. Etwas wechselt, ergo verändert sich etwas.

Klimakterium ist ein noch aussagekräftigeres Wort. (griech. klimaktér „Stufenleiter, kritischer Zeitpunkt im Leben“)

Stufenleiter suggeriert mehrere Tritte, die man besteigt, mit der Möglichkeit des Abwärts oder Aufwärts. Und diese Zeit scheint eine krtische zu sein.

 

Die Schweizer benennen das als "Abänderung".

Das finde ich kurios.

Die Ab-Änderung.

Für Deutschsprachige klingt das seltsam.

Änderung impliziert ja schon einen Wechsel. Wozu noch das "Ab" davor?

Was meinen sie in ihrer ureigensten Sprache damit?

„Weg-von der Änderung“?

Die Änderung ändern? Oder geht´s ab nun nur mehr (berg)ab, wie abwärts? - Eine ironische Frage.

Die Sprache ist schon ein interessantes Phänomen und Instrument.

Wir sollten uns im Alltag etwas mehr darum bemühen, sie bewusster einzusetzen.

 

Im Anfang (ἀρχή) war das Wort (λόγος)

 und das Wort war bei Gott,

 und das Wort war Gott.

 Im Anfang war es bei Gott.

 Alles ist durch das Wort geworden

 und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

 

Und das Wort ist Fleisch geworden

und hat unter uns gewohnt

und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,

die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,

voll Gnade und Wahrheit.

Johannesevangelium

 

Das Wort ist mehr als nur ein Wort. Es hat besondere Bedeutung.

Es bedeutet aber vorallem Schöpfungskraft.

Auch wir sind mit unseren Gedanken, die sich in Worte formen, Schöpfer.

Egal, ob wir das wissen oder nicht.  Wir erzeugen etwas, das wir in diese Welt pflanzen.

 

Wir erschöpfen Worte wie

Zonenkinder

Lügenausschuss

Präventivkrieg

Kriegsgrund

Terror

 

Deutschland Wort des Jahres 2012: Rettungsroutine

Deutschland Un-Wort des Jahres 2012: Opfer-Abo

Jugendwort des Jahres 2012:

1. Platz YOLO (you only live once)

2. Platz: Fu! (fick dich, Scheiße)

3. Platz: Yalla! (beeil dich)

Schweizer Wort des Jahres 2012/2013: Shitstorm

(aus Wikipedia)

 

 

und schöpfen,kreieren die entsprechende Welt dazu.

Denn die Welt erschöpft sich nicht selbst und wir benennen sie nur.

Wir haben diese Welt gemacht, in die auch schreckliche Wörter passen, zu Wörtern des Jahres erkoren werden.

 

 

MT

 

© Copyright 2013 Michaela Thanheuser